Der Meerrettich (Armoracia rusticana) gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Die Wurzel der Meerrettichpflanze wird als Gemüse, Gewürz oder in der Pflanzenheilkunde verwendet. Er wird bis zu 1,5 Meter hoch und besitzt eine dicke, fleischige Wurzel. Mit dem Rettich ist er nicht näher verwandt.
Name und Herkunft
Es gibt drei Theorien, woher der Name Meerrettich stammt:
- Die Bezeichnung könnte mit „mehr“ zu tun haben, im Sinne von „großer“ Rettich.
- Der Name entstand aus dem alten Wort für Pferd, „Mähre“. In England heißt die Pflanze auch heute noch „Horseradish“.
- Meerrettich hängt mit „Meer“ zusammen, da die Pflanze in ihrer Heimat oft wild an Küsten wächst.
Seine ursprüngliche Heimat liegt in Ost- und Südeuropa, wo er wie in Österreich und Franken, „Kren“ genannt wird. Der Begriff findet im slawischen Sprachraum seine Entsprechung, z. B. im tschechischen „křen“ (eine Verkürzung des Wortes kořen = Wurzel) oder im slowakischen „Chren“. Eine fränkische Variante wird entsprechend der Aussprache auch „Kree“ [Gree] geschrieben. Eine weitere fränkische Variante ist der „Merch“ im itzgründischen Raum. Im alemannischen Sprachraum kennt man den Namen „Meerettig“. Weitere Namen sind „Mährrettig“ oder „Beißwurzel“.
Verwildert kommt Meerrettich am Rand feuchter Wiesen, Bachläufen und Flussufern vor. In Deutschland liegen die Zentren des Meerrettichanbaus im Spreewald, in Baden und auch im fränkischen Baiersdorf (hier gibt es auch ein Meerrettich-Museum). Im Raum Bamberg / Nürnberg ist der Anbau von Meerrettich bereits seit Karl dem Großen bekannt. 1930 wurde der Meerrettich-Anbau im fränkischen Raum zwischen Nürnberg und Forchheim als der weltweit größte angesehen.
Meerrettich war schon in der Antike bekannt. Dies wird beispielsweise durch ein pompejisches Wandgemälde belegt. Cato befasste sich in seinen Abhandlungen zum Ackerbau ausführlich mit dieser Pflanze. Von seiner ursprünglichen Heimat wurde Meerrettich durch die slawischen Völker nach Mitteleuropa gebracht und verbreitet.
Tränen in den Augen und doch ziemlich gesund
Die Meerrettichwurzel ist in unverarbeitetem Zustand geruchlos. Wer Meerrettich zerschneidet oder raspelt, kennt die „Nebenwirkungen“ nur zu gut – die Augen tränen, die Nase läuft, die Wangen röten sich. Schuld daran sind Scharfstoffe, die in der Wurzel stecken und beim Zerkleinern freigesetzt werden. Weil Kren vielen Speisen damit erst das nötige Etwas verleiht, nehmen Köche das jedoch in Kauf.
Wird die Wurzel getrocknet oder gekocht, verliert sie ihr flüchtiges Öl größtenteils und damit auch ihren scharfen Geschmack. Japanischer Meerrettich (Wasabi) dagegen ist im Aroma von europäischem Meerrettich kaum zu unterscheiden, aber von grüner Farbe und im Geschmack etwas stärker.
Heutzutage wird Meerrettich auch verwendet, um die Abwehrkräfte zu stärken und vor Erkältungskrankheiten zu schützen. Der Meerrettich enthält sehr viel Vitamin C. Der Gehalt der frischen Pflanze beträgt 177,9 mg/100 g Frischgewicht. Wissenschaftlich belegt ist die antimikrobielle Wirkung der Senföle im Meerrettich. Der hauptsächlich als Geschmacks- und Geruchsträger verantwortliche und zu Tränen reizende Stoff ist Allyl- oder Butylsenföl. Sie sind bis zu einem Gehalt von 0,05 % in der frischen Wurzel enthalten. Außerdem enthält er die Vitamine B1, B2 und B6, sowie Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor. Im Mittelalter gab es eine ganze Liste von Krankheiten, gegen die der Meerrettich verabreicht wurde.
Gerichte mit Meerrettich gehören zum Alltag
Meerrettich wird heute unter anderem zu Räucherfisch, Roastbeef, zu Schinken und Frankfurter oder Wiener Würstchen serviert. Mit Meerrettich gewürzter Quark oder Frischkäse ist ein beliebter Brotaufstrich. Oft wird Meerrettich mit Sahne als Sahnemeerrettich zubereitet. Weitere Zubereitungsarten sind Meerrettichsenf oder auch Preiselbeeren-Sahnemeerrettich, der zu Wild verwendet wird, und der besonders im fränkischen und österreichischen Raum verbreitete Apfelkren. Neben der rohen Verwendung wird Meerrettich auch gekocht. Er findet in Franken und Hessen als Meerrettichsauce z. B. für Tafelspitz / Krenfleisch [„Greefleisch“] seinen Platz auf den Speisekarten.
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